Erfahrungsbericht mit den österreichischen Radios aus 13 Jahren Solokarriere
Ich habe meine Erfahrungswerte mit den österreichischen Radios aus den letzten 13 Jahren (sic! auf Facebook hatte ich 10 geschrieben, es ist aber bereits drei Jahre länger, wie ich später festgestellt habe) auf Facebook gepostet und aufgrund der vielen Rückmeldungen gesehen, dass es sehr viele Menschen angesprochen hat. Deshalb gebe ich es nun auch hier auf meine Homepage. Gerne als Diskussionsanstoß, nicht als Belehrung und nicht als Ankreiden, sondern als Erfahrungsbericht – so, wie ich es benannt habe. Voila:
Das Einzige, das mich gerade wirklich zu stören beginnt an dieser „österreichische Künstler in die österreichischen Radios“-Geschichte, ist die Tatsache, dass man „seine Fans“ aktivieren soll.
Wie ist das denn gemeint, meine Lieben?
Zwei Gedanken:
1) Soll ich die, die mich seit 10 Jahren auch ohne großes Airplay immer unterstützt haben, wieder anhauen, sich hinzusetzen und jedem Sender von mir zu schreiben? Das finde ich tatsächlich etwas anmaßend!
Die Sender kennen meine Musik, ich hab sie ihnen immer zukommen lassen.
2) Ich glaube,das unterstützt tatsächlich einen Konkurrenzkampf, den ich einfach nicht verstehen kann. Da müssen dann die KünstlerInnen wieder gegeneinander wetteifern, wer die agilere Fanschaft hat?
Ich glaube nicht, dass dies die Kriterien sein sollten, nachdem die Musik ausgewählt wird.
Und darüber hinaus wird durch das Airplay die Musik ja eben auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht, erst dadurch gibt es überhaupt die Möglichkeit, FanIn oder LiebhaberIn werden zu können. Oft werden Ohrwürmer erst zu Ohrwürmern, weil man sie öfter hört, und ich will damit nicht behaupten, dass das immer super ist…
Das ist jetzt eine längere Sache, aber ich möchte euch mitteilen, wie es mir so mit den österreichischen Radios gegangen ist die letzten 10 Jahre.
1) Mein erstes Soloalbum nach dem Ende der Ausseer Hardbradler habe ich mit Ernst Gottschmann produziert. Von meinen nunmehrigen 5 Soloalben würde ich meinen, war dieses erste Album das „meistproduzierteste“ und rückblickend auch das „radiotauglichste“. Horst Pfaffelmayer hat gemastert und fand das Album so cool, dass er es auf eine riesige Messe für – ich glaube – Audiogeräte/Lautsprecher… mitnahm. Georg Danzer hatte ich noch Demos geschickt. Er hat mir lange zurückgeschrieben und ua. gemeint, er fände FM4 eine absolut passende Bühne für diese meine Songs.
Leider öffnete aber weder FM4 noch Ö3 ihre Türen für meine Musik. Auf meiner Homepage (sibyllekefer.at) kann man bei MEDIA ganz unten zwei dieser Songs hören. Ich war damals sehr enttäuscht, die Zeit für deutsche Songs war 2007 grade gut und trotzdem wurde ich wirklich total ignoriert. Österreichische Medien haben das Album in die Berichterstattung einfließen lassen.
Nachdem es aber eben nicht so aufging wie auch vom Label erhofft, wollte dieses kein Folgealbum mehr mit mir machen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich 30 Jahre alt, bezahlte alles bis zur Abgabe an das Label selbst, war Alleinerzieherin, arbeitete selbständig als Musiktherapeutin im SOS-Kinderdorf, womit ich mir auch mein Studium für Jazzgesang finanzierte. Airplay hätte meiner finanziellen Situation extrem geholfen.
2) Beim Folgealbum „weg (2010)“ habe ich also mein eigenes Label gegründet (sie-records) und auch selbst mitproduziert und mich von den „radiotauglicheren“ Sounds etwas abgewandt. Heute würde ich sagen, 100%ig radiotauglich – wieder mit Weltklassemusikern wie Herbert Pirker (wie auch beim Album davor) am Schlagzeug, Alex Meissl am Bass, Philipp Jagschitz am Klavier, Ernst Gottschmann Gitarre… Ich wollte mich aber unabhängiger machen, da ich ja bereits wußte, dass ich keine interessante Musikerin für die Österreichische Radioszene zu sein schien. Auch von diesem Album gibt es zwei Songs auf der Homepage zum Sich ein Bild machen. Die deutsche Liederbestenliste hat einen Song unter die Top 20 gelistet, soweit ich mich erinnern kann. Österreichische Zeitungen haben tw. berichtet.
Die Kosten dieses Albums habe ich ausschließlich selbst getragen, ein Antrag an den österreichischen Musikfonds und an die SKE wurde abgelehnt.
Zu diesem Zeitpunkt war ich 33 Jahre alt, war Alleinerzieherin, arbeitete selbständig als Musiktherapeutin im SOS-Kinderdorf und Jazzgesangslehrerin am Konservatorium. Airplay hätte meiner finanziellen Situation extrem geholfen.
Das wunderbare Radio Salzkammergut hat mich gespielt. Immer wieder!
Auch das wunderbare Radio Orange!
3) Beim nächsten Album „considerably reduced“ hätte ich wann dann eventuell FM4 gefallen können. Ich habe eine Nr. geschickt und wurde freundlich abgelehnt. Auf einen nachfolgenden Remix bekam ich nie Antwort. Aber bei diesem Album verstehe ich es am ehesten, es ist sehr reduziert und sehr Singer-Songwriter. Möglich wäre es jedenfalls auch da gewesen, ich glaube aber eher nicht, dass sich die Lieder überhaupt jemand angehört hat vom Sender (auch hier unter MEDIA was zu finden). Ein Song dieses Albums wurde von Blacky Schwarz auf Radio Wien gespielt! Darüber freue ich mich heute noch!
Die Kosten dieses Albums habe ich ausschließlich selbst getragen, ein Antrag an die SKE wurde abgelehnt, Musikfonds habe ich gar nicht mehr versucht.
Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr Alleinerzieherin, kurz vor der Schwangerschaft mit meinem dritten Kind, war 36 Jahre alt, hatte eine 14 jährige Tochter und war mit unserem einjährigen Sohn in Karenz.
Airplay hätte meiner finanziellen Situation extrem geholfen.
Das wunderbare freie Radio Salzkammergut hat mich gespielt. Und das freie Radio Eferding ebenso. Und das wunderbare Radio Orange!
4) Das vierte Soloalbum „Hob i di“ war der Erstrelease vom neuen Bader/Molden-recordings-Label. Es ist mein intimstes Album und am wenigsten radiotauglich, wenn man unter radiotauglich das versteht, was unsere Radios so spielen. Dieses Album war das bis dahin erfolgreichste. Es hatte Reverenzen bei der deutschen Liederbestenliste usw. UND – es wurde von dem ORF-Kulturredakteur Dietmar Petschl entdeckt und auch gefeatured. Das werde ich ihm nie vergessen.
Radioplaylist Österreich glaube ich 1 (Robert Rotifer hat den Song „gleich weit“ für seine Heartbeatsendung auf FM4 ausgesucht), Bayern ein paar Mal soviel ich weiß.
Die Kosten für dieses Album hat das Label Bader/Molden-recordings getragen.
Ich habe mich noch nie so unterstützt gefühlt wie bei diesem Album.
Das wunderbare Radio Salzkammergut hat mich gespielt. Immer wieder!
Das wunderbare Radio Orange!
5) Da mein derzeit aktuelles Album „sibylle kefer“ nicht dem Format des Labels des Voralbums entsprach, war ich wieder auf mich gestellt und habe es wieder unter eigenem Label herausgebracht. Ich wollte endlich meine eigenen elektronischen Songs nicht nur machen, sondern auch rausbringen, ebenso wie meine intimen Solo- Duo- und Triosachen. Ich liebe die Vielfalt und ich wollte sie bringen. Das hatte ich ja auch bereits auf den ersten Alben so gemacht – tw. durch mehrere Sprachen, tw. durch verschiedene Formationsgrößen. Vielleicht ist es deshalb so schwer für die Radios, mich aufzunehmen oder/und zuzuordnen.
Dieses letzte Album war auf der Longliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik, zwei der Songs kamen auf die Videoplaylist des Amadeus Awards. Auf ORF2 wurde in der Matinee am Sonntag ein ganz ganz feiner Beitrag gemacht von Alexander Bogner.
Radiobeiträge:
Blacky Schwarz auf Radio Wien „Heimat bist du großer Töne“ (vielen Dank!)
Ö1 in einer ganz tollen Sendung von Astrid Schwarz in den Spielräumen (vielen Dank!)
das wunderbare freie Radio Salzkammergut!
das wunderbare freie Radio Orange (1000 Dank an Birgit Denk, Christina Bachler, Dead City Radio/Church of Noise!)
Außerdem gab es 2x Features in der AUSTROZONE (Danke Eberhard Forcher!) und viele Medienberichte.
Ich freue mich über diese tollen Erfolge und vor allem über diese Anerkennung meiner Musik und meines kreativen Schaffens sehr!
Fazit: Ö3 und FM4 (mit Ausnahme Robert Rotifer in seiner Sendung Heartbeat, s.o., das ist mir heute Nacht eingefallen und gehört somit richtiggestellt, sorry!!) haben bisher alle meine Songs/Alben abgelehnt. Ich hatte in dem Sinne kein mächtiges Management und schon gar kein Label im Rücken, das mich gepusht hätte und auf mich gestellt habe ich es nicht geschafft, Ö3 und FM4 von meiner Musik zu überzeugen, obwohl ich natürlich jedes der Alben hingeschickt habe und auch immer wieder mal nachgefragt habe.
Freie Radios sind super, leider gibt es für ihr Airplay kein Geld.
Vielen Dank, ich weiß, das war jetzt sehr viel, aber die Geschichte ist irgendwie nur als Ganzes die Geschichte, die sie ist.
al,
Sibylle