akuter feinfühligkeitsmangel
gedankengedankengedanken…
liebe menschen,
es passiert immer so viel auf unserer welt. derzeit macht mich so vieles davon so sprachlos, so defensiv und auch so überfragt.ich fühle mich dann irgendwie verrückt, wenn ich am einen ende der welt jeden neuen tag recht sicher sein kann, dass ich frei sagen kann, was ich mir denke, und das politische, soziale und gesellschaftliche system das dann durch verschiedene andere meinungen und siebe vielleicht in diskussion oder frage stellen wird, falsch, gut, unangebracht oder auch wichtig findet, je nachdem, wen ich fragen würde, oder je nachdem, wer etwas dazu zu sagen haben würde.
und dann würde ich das vielleicht unangenehm finden, wenn ich mich nicht gut interpretiert fühlen würde, oder durch neue einflüsse und statements meine eigene aussage relativieren, usw.oder ich würde mich vielleicht unterstützt fühlen und verstanden, oder aufgehoben und gehört. jedenfalls kann ich recht sicher sein, dass ich sagen kann, was ich mir denke, und auch die möglichkeit habe, meine aussagen und davor meine haltungen weiterzuentwickeln und zu verfeinern, zu reflektieren und resonanz zu bekommen, ohne dabei all zu viel zu riskieren.
ich möchte kurz konkreter werden: ich kann – und muss – mich z.b. damit auseinandersetzen, ob ich es gut finde, dass ich meine arbeitszeiten so gesetzt habe, wie ich sie gesetzt habe, um sie meinen familiären rahmenbedingungen so gut als möglich anzupassen – auch während einer pandemie mit kindern zuhause, und ich ganz in wahrheit am liebsten nur musik machen würde und davon leben und meine liebsten davon zu ernähren, und ob ich es verkrafte, wenn mir diesbezüglich zu viel übergestülpt und über meinen kopf hinweg bestimmt und entschieden wird und mein familiäres system bedroht und bedrängt und ich das soziale gefüge als unzureichend erlebe, oder zu patriachal und ich ein neoliberales system als bedrohlich und unsozial empfinde.
ich kann mich empören über ungleichheit und ungerechtigkeit in meinem umfeld, in meinem leben und im leben derer, die ich kenne. das kann sehr unangenehm sein, diskussionen nach sich ziehen, die ich mir nicht mehr gerne gebe, weil sie mich schon viel kraft gekostet haben, vor allem, wenn sie durch ungleiche machtpositionen aussichtslos anmuten und mich ab und an auch schon verzweifeln ließen. solche kämpfe führe ich nur mehr in großer persönlicher bedrängnis oder aus einer sicheren position heraus, um andere zu unterstützen.
ich möchte um die zukunft des planeten kämpfen, weil dies alternativlos für mich scheint und ich das unseren kindern schuldig bin. und immer bin ich recht sicher, dass es um ein gerechtigkeitsempfinden geht, das mich antreibt, aber das ich nur leben kann, weil ich nicht auf leib und leben akut bedroht bin.
wir sind es offenbar schon so gewöhnt, dass immer irgendwo irgendwer akut auf leib und leben bedroht ist, dass mir vorkommt, dass wir uns abgewöhnt haben, uns zuständig zu fühlen, dies als unsere sofortige aufgabe zu sehen, zu helfen, dazusein, gegenbalance zu erzeugen, uns zuständig zu fühlen – warum ist das so?
es geht um uns. es sind wir, um die wir uns annehmen würden.
wir.
wir menschen. unsere empathie, unser solidaritätsempfinden, unsere hilfsbereitschaft, unser entwicklungspotential, unsere feinfühligkeit.
wir haben das. ich weiß es – dreimal pro woche bin ich kindertherapeutin und arbeite daran – mit den kleinen und den großen, den jungen und den alten. wir haben das alles. ich sehe und spüre es in jedem kleinen – auch verletzten – menschlein immer wieder. aber es ist zerbrechlich und manchmal wurde es zerstört oder zu sehr bedrängt und es bedarf einer gut genugen resonanz und zugewandtheit und viel vertrauens. dann wächst es (wieder). und ich glaube daran, dass es dann mehr wachsen kann, als das andere, das wir auch in uns haben. ich bin ein alter hippie, das weiß ich, aber ich weiß auch, wenn ich nicht an das gut genuge glauben würde, würde meine arbeit keinen sinn machen. und ich sehe den sinn meiner arbeit und vor allem der von so vielen wunderbaren kolleg:innen über die letzten 20 jahre hinweg.
und es ist ein berührender schöner prozess. anstrengend auch. und oft sehr mutig.lassen wir uns nicht überstülpen, wie, wann und wo wir ihn in gang setzen. nicht von jenen, die diese erfahrung vielleicht noch nicht machen konnten, wie gut es sein kann, genau in diese richtung hin zu wachsen. es sind gedanken, sie sind nicht neu und sie bieten keine lösung, ich biete sie nur an zum weiterspinnen oder diskutieren oder sich dran reiben oder wie auch immer. vielleicht korrelieren sie auch nur in meinem kopf? wie seht ihr das gerade?
al, sibylle
termine habe ich auch ein paar:
FREILICH 3, das sind Rainer Krispel, Gottfried Gfrerer und Sibylle Kefer:
– Donnerstag, 2.9.2021, Perinetkeller, “finissage“ des großartigen Buchbandes meines lieben Freunds Rainer Krispel „MUSIKARBEITER UNTERWEGS“
www.facebook.com/events/351614573351754 Perinetgasse 1, 1200 Wien
– Sonntag, 5.9.2021, 19.30 Uhr, Volksstimmefest 2021, Sigi Maron Bühne
Sibylle Kefer solo
– Freitag, 3.9.2021 supporte ich Fridays for Future in Wien, tba
– 10.09.2021 – Pinkafeld / herbst.wort.lieder
Ernst Molden und das Frauenorchester:
– 24.09.2021 Bühne im Hof St. Pölten
– 19.11.2021 – Wien / Konzerthaus / Ernst Molden & das Frauenorchester-
18.11.2021 – Innsbruck / Treibhaus / Ernst Molden & das Frauenorchester