Früher war sie in Oberösterreich Background-Sängerin in der Band von BRIAN LEONARD und Flötistin und Sängerin bei den AUSEER HARDBRADLER: Längst lebt SIBYLLE KEFER in Wien und schreibt und veröffentlicht ihre eigene Musik. Vor kurzem ist ihre neue CD „Hob i di“ auf Bader Molden Recordings, dem neuen Label von CHARLIE BADER und ERNST MOLDEN, erschienen.
Welche Aktivitäten gab es von Ihnen vor der aktuellen CD?
Sibylle Kefer: Ich bin nicht nur Musikerin, sondern auch Musiktherapeutin und ich definiere mich über diese beiden Tätigkeiten. Früher war ich noch bei der Gruppe Ultraschall im Salzkammergut, das war eine Trommelgruppe, bei der ich Flöte gespielt habe. Da hat mich Ernst Gottschmann gesehen und so bin ich dann zu den Ausseer Hardbradlern gekommen. Ich war dort Background-Sängerin und habe Flöte gespielt und letztendlich bin ich vor rund 10 Jahren in Ernst Moldens Band gelandet.
Woher haben Sie ihn gekannt?
Sibylle Kefer: Wir kennen einander schon lange, weil Ernst bei meiner Großmutter in Hallstatt Urlaub gemacht hat. Ich habe ihr geholfen, die Betten zu machen, ich kenne ihn also schon sehr lange, seit ungefähr 25 Jahren und vor etwa 20 Jahren hat er mich eben in die Band geholt und da bin ich immer wieder dabei.
Neben diesen Beteiligungen: Wann haben Sie begonnen, eigene Lieder zu machen?
Sibylle Kefer: Ich habe inzwischen vier Alben veröffentlicht, das erste vor etwa 10 Jahren, als ich ungefähr 30 Jahre alt war. Eigene Lieder zu schreiben war immer schon mein Ding, auch schon als Kind und als Jugendliche und es war auch immer mein Ziel da dran zu bleiben.
Warum hat es so lange gedauert, bis Sie Ihre eigene Musik veröffentlicht haben? Eine Debüt-Platte im Alter von 30 Jahren zu machen, ist ungewöhnlich spät.
Sibylle Kefer: Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich mit 22 Jahren ein Kind bekommen habe und begonnen habe als Musiktherapeutin zu arbeiten. Mit den Hardbradler und anderen Musikprojekten war ich ausgelastet und es hat sich gar nicht die Frage gestellt, meine Musik früher zu veröffentlichen. Aber der Weg dorthin war klar.
Ein Stück auf der neuen CD heißt „Freundschaftsentzug“. Wie ist das entstanden?
Sibylle Kefer: Das betrifft glaube ich viele Leute. Ich habe viele Freunde, die ich aber nicht oft sehe. Die mir aber sehr wichtig sind und die ich ab und an vermisse. Ich habe früher in Bad Ischl in einem Haus gewohnt, auch als ich schon zum Teil in Wien war. Das war eine Wohngemeinschaft, zu dritt. Einer hat dort immer gewohnt und zwei sind immer nach Wien gependelt. Wir haben oft an den Abenden miteinander musiziert und gequatscht und uns Gedanken über die Welt gemacht. Das ist so ein schönes Gefühl, in meiner Erinnerung. Und dieses Haus gibt es zum Beispiel nicht mehr. Aber die Freunde gibt es noch und all das fehlt mir manchmal und ich erinnere mich gerne daran.
“So wie ich das erlebe, ist das Leben, einfach das Leben”
In einem Lied heißt es: „Das Leben tut, was es tut“. Mir ist dieser Satz als Überschrift erschienen. Ist das ein Motto für Sie und eine übergeordnete Botschaft?
Sibylle Kefer: Das kommt vor in einem Lied, das ich für meine älteste Tochter geschrieben habe. Da hat mich natürlich die Frage beschäftigt: Was kann ich ihr auf den Weg mitgeben? Und steht es mir überhaupt zu, dass ich ihr etwas mitgeben will? Ich wollte nichts beschönigen, denn so wie ich das Leben erlebe, ist es nicht immer so, dass man sagen kann: alles, was passiert, hat ganz viel mit mir zu tun. Manche Dinge zieht man zwar an, aber man kann nicht immer alles planen. Wenn etwas passiert, passiert es einfach. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es mir nicht zusteht, ihr zu sagen: Wenn du deine Sachen im Griff hast, wird dir nichts Schlimmes passieren. Ich wollte ihr sagen: so wie ich das erlebe, ist das Leben, einfach das Leben. Du bist du und ich bin ich und wir machen hier unsere Verbindungen. Ich wünsche dir alles Gute, aber ich kann dir auch nicht garantieren, dass das Leben immer gut ist zu einem. In diesem Lied, geht es auch darum zu sagen, dass es um den Moment geht.
Auf dem neuen Album sind diverse Gäste dabei, wie haben Sie deren Input erlebt. Martina Rittmannsberger spielt Violine, Walther Soyka am Akkordeon und auch Ernst Molden spielt mit.
Sibylle Kefer: Das habe ich sehr bereichernd erlebt. Meine Idee wäre ohnehin gewesen, die Lieder mit Leuten wie den Beteiligten umzusetzen. Es kam dann so, dass ich in erster Linie selbst spiele und in zweiter Linie unterstützt mich jemand, das ist auf Ernst Molden zurückzuführen. Denn als er die Lieder zum ersten Mal gehört hat, hat er gesagt: das spielst du genau so. Da brauchst du dann keine Band und du bist die Sängerin, sondern du spielst die Lieder und wir unterstützen dich. Zum Beispiel das Schlaflied, das letzte Lied auf der CD, wollte ich so machen, dass sie es spielen und nicht ich. Walther hat dann gemeint: aber mitspielen sollst du schon. Und letztlich haben wir es zu dritt eingespielt.
Haben Sie den beteiligten MusikerInnen Vorgaben gemacht oder habt ihr gemeinsam entwickelt, was sie spielen?
Sibylle Kefer: Das haben wir gemeinsam entwickelt, die Lieder waren aber schon so griffig und fertig, dass sich manches auch aufgedrängt hat. Aber was sie letztlich spielen, da habe ich mich nicht eingemischt. Das sind so tolle MusikerInnen, das war nicht notwendig. Die Strukturen des Liedes waren schon fix und es waren die Harmonien schon gegeben. Bei allen zwölf Liedern.
D.h.: Sie haben vieles live eingespielt?
Sibylle Kefer: Ja, Gitarre und Stimme habe ich immer gleichzeitig eingespielt. Ich habe von vielen Leuten gehört, dass es den Charme dieses Albums ausmacht, dass man das Gefühl hat, man sitzt dabei während es gesungen wird. Man darf dabei seien, bei diesem intimen Prozess. Es sind ja intime Lieder, finde ich.
“Ich habe die Rückmeldung gekommen, dass die Texte sehr wohl prägend sind”
Was macht ein Lied von Ihnen aus? Wie wichtig sind etwa die Texte?
Sibylle Kefer: Ich weiß gar nicht, ob ich für diese Frage die richtige Ansprechpartnerin bin. Ich habe die Rückmeldung gekommen, dass die Texte sehr wohl prägend sind. Aber vielleicht muss ich das anders sagen, das ist für mich eine schwierige Frage. Bei diesem Album war es so, dass meistens die Texte zuerst da waren. An sich arbeite ich einmal so und einmal so: wenn ich eine Melodie höre, kann es sein, dass ich das Handy nehme und die Melodie einsinge. Und irgendwann komme ich vielleicht wieder darauf zurück. Bei Texten ist es so, dass einzelne Textpassagen entstehen, die sich vielleicht reimen oder die ich witzig finde. Die sammle ich in einem Notizbuch. In diesem Fall war es so, dass ich mich wirklich hingesetzt habe und auch geschrieben habe. Manches habe ich am Computer gefunden oder in meinem Notizbuch und die Musik dazu ist relativ schnell da gewesen.
Sie singen auf „Hob i di“ im Dialekt, haben Sie auch schon Hochdeutsch, Englisch oder andere Sprachen verwendet?
Sibylle Kefer: Ich habe ganz lange das Problem gehabt, dass ich mich nicht entscheiden konnte. Ich habe beim Jazz-Gesang natürlich ganz viel Englisch gesungen und als ich Jugendliche war, war es eher hip – auf Ö3 – in englischer Sprache zu singen. Aber der Dialekt hat mich immer schon beschäftigt. Wilfried ist mein Großcousin, der Cousin meiner Mutter. Ich bin natürlich mit seiner Musik aufgewachsen und mit Hubert von Goisern. Ich komme ja aus Goisern und: Dialektgesang hat mich immer angezogen. Das hat mich mein Leben lang begleitet. Mir hat mal jemand eine Frage gestellt, mit der ich mir schwer getan habe: Wieso besteht jetzt so ein Hype um den Dialektgesang? Ich habe das in meinem Leben nicht so erlebt, mich hat das immer beschäftigt und begleitet, auch bei den Hardbradlern.
Und bei Ihren eigenen Liedern?
Sibylle Kefer: Für meine eigenen Sachen gilt, dass ich die Lieder so entstehen habe lassen, wie sie einfach heraus kommen. Auf dem ersten Album gab es ein Dialektlied und die meisten Lieder waren Hochdeutsch und zwei in englischer Sprache. Beim zweiten und dritten Album war es wieder gemischt. Manche Leute haben gesagt, ich sollte beim Hochdeutsch bleiben, manchen hat gefallen, wenn ich Englisch singe. Die Entscheidung muss eh von innen kommen und jetzt wollte ich das einfach so machen.
Danke für das Gespräch.
Jürgen Plank